Montag, 2. November 2015

Jean Baptiste Arban, ein treuer Begleiter jedes Trompeters...


...aber auch wirklich jedes Trompeters? 

Arbans vollständige Schule für Trompete hat mich Zeit meines Trompeterlebens begleitet und liegt immer noch wie fest geklebt auf meinem Notenständer und sollte auch in keinem Regal eines Trompetenstudenten fehlen. Doch immer und immer wieder frage ich mich, gilt das ausnahmslos für jeden Trompeter und für meine Schüler ebenfalls? Gibt es ein "Mindesttrompeteralter" für diese Schule oder auch ein erreichtes Level, in dem der Arban nicht mehr nötig ist? 


Für die, die den werten Herren noch nicht kennen gelernt haben... 

Der Verfasser der "Vollständigen Schule für Trompete (Cornet, Flügelhorn, Tenorhorn)" Joseph Jean-Baptiste Laurent Arban (1825 - 1889) war ein französischer Komponist & Kornettist.
Arban studierte am Konservatorium von Paris Cornet, war zunächst Saxhorn-Instrukteur am École Militaire in Paris (das Cornet á Pistons war während seines Studiums von Adolphe Sax entwickelt worden) und schließlich Professor am École Militaire. Am Konservatorium in Paris hatte er ebenfalls eine Professur, nachdem seine Schule (original: La grande méthode complète de cornet á pistons) 5 Jahre zuvor veröffentlicht und als Cornetschule weltbekannt wurde.

Heute gibt es mehrere Ausgaben dieser Schule zu erwerben. So kann man einzelne Teile oder eine Gesamtausgabe der Übungen bis hin zur vollständigen Schule mit einem Extrateil aus Etüden, Variationen und Konzertstücken kaufen.


Ein "Mindesttrompeteralter"

Wenn ich mich mit Kollegen darüber unterhalte, meinen die meisten, dass man mit dem Arban erst nach 2 Jahren Unterricht frühestens anfangen soll und ich habe bis jetzt tatsächlich auch nur eine einzige Person getroffen, die meinte man könne mit dieser Schule ruhig als Einstieg beginnen. Aber ich denke, beim Unterrichten führen viele Methoden zum Ziel, so lange sie wirklich durchgezogen werden. Auch bei den Tönen mit denen ein Trompetenschüler anfangen soll, gibt es viele Diskussionen und manche Schulen fangen beim c1 an, andere beim c2 oder beim g1.

Ich persönlich denke, dass es heutzutage bei den meisten Schülern schwierig ist, mit der Arbanschule direkt ohne eine vorherige "Anfängerschule" zu beginnen, da die Arbanschule viel Üben und Transfer abverlangt, wenn es kein Vorwissen gibt. Auch sind die Übungen für einen Anfänger sehr schwierig und man muss schon einen sehr motivierten und übefreudigen Schüler haben, der auch ohne Play-Alongs und "Bildchen zur Aufmunterung" die Trompete zur Hand nimmt.

Allerdings habe ich selbst vor 3 Jahren als ich noch in Detmold unterrichtet habe bei einem Schüler von Anfang an "als Experiment" mit der Arbanschule angefangen. Dazu muss man sagen, dass er wirklich sehr Trompeten begeistert war und ein Jahr vor dem Trompetenunterricht schon immer Trompete lernen wollte und dann auch endlich mit seinen 9 Jahren anfangen durfte. Er war so motiviert und die Eltern haben ihm jeden Tag beim Üben geholfen, so dass er in ziemlich kurzer Zeit sogar meine anderen Schüler, die schon viel länger spielten, überholen konnte.

FAZIT ist also: Es geht sehr wohl, dass man einem Anfänger direkt die Arbanschule vorsetzt. Allerdings muss er oder sie sehr viel Eigenmotivation mitbringen und es ist keine Schule, in der peu á peu Ton für Ton dazu kommt, sondern der Schüler muss dann schon bei den ersten Seiten die Griffe selbstständig lernen und die Tonnamen mit dem Lehrer erarbeiten.

Auch der Tonumfang ist schon ab der ersten Seite im Vergleich zu anderen Schulen sehr groß. Also muss der Lehrer mit dem Schüler erst eine gute Basis für einen guten Ansatz schaffen, damit der Schüler die ersten Übungen, die schon vom d1 bis hoch zum e2 reichen, auch schaffen kann.

Bei meinem "Versuchskaninchen" war dies kein Problem. Ich habe die ersten Übungen mit ihm erst auf dem Mundstück geübt und ihn dazu mit erfundenen Akkorden auf dem Klavier begleitet, viel Buzzing mit ihm gemacht und auch von Anfang an Atemübungen in den Unterricht mit hinein genommen. Später als er schon die ersten 5 Seiten hinter sich hatte, habe ich leichte Play-Alongs dazu genommen, die er sich selbst nach dem Reinhören ausgesucht hat. Somit war der spaßigere Teil des reinen Musik machens nachdem die Griffe und Töne gelernt waren auch integriert. :-)

Alle Bereiche des Trompetenspiels abgedeckt... 

Die Arbanschule enthält so wohl Kraftübungen, Tonsetzübungen, rhythmische Übungen, Dreiklänge, Tonleitern, Bindeübungen, Flexibilitätsübungen, technische Übungen für schnellere Finger, Übungen für Triller, Vorschläge, Doppel- und Triolenzunge, Vierzehn Studien die sich jeweils mit anderen technischen "Problemen" beschäftigen und 18 Solostücke. Wer diese Schule also durchgespielt hat und alle Übungen kann, der hat schonmal auf den genannten Feldern keine Probleme mehr.

Ist die Arbanschule also etwas für jeden? 

Ich persönlich würde da für ein klares Ja plädieren. Jeder, der wirklich Trompete spielen können und eine solide und gute Technik bekommen möchte, sollte sich diese Schule zu Gemüte führen. Egal, ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Profitrompeter: Jeder kann von den Übungen profitieren und sein Spielen verbessern.

Ein einziges Manko... 

Ein einziger Kritikpunkt an der Arbanschule ist der Umgang mit der Atemtechnik:
Lediglich ein winziger Abschnitt im Vorwort ist ihr gewidmet und hier wird sichtbar, dass das Trompetenspielen damals zu Arbans Zeiten etwas anders gehandhabt wurde.
Arban spricht davon, dass beim Einatmen "der Leib nicht anschwellen soll, sondern nur die Brust. Der Leib hat im Gegenteil zurückzutreten."*
Heute wissen wir, dass die Atmung so funktioniert, dass Luft in die Lunge mit Hilfe des Zwerchfells, dass unter den Lungenflügeln liegt und den Ober- mit dem Unterkörper verbindet, herunter gezogen wird indem ein Unterdruck entsteht. Zwerchfell und Lunge dehnen sich also nach unten aus, wenn eingeatmet wird. So ist es also nur natürlich, wenn sich der Bauch dabei mit nach außen bewegt, wenn wir auch das Maximum an Luft einatmen wollen.
Dieses Manko ist jedoch verschwindet klein, da sich jeder Trompeter heutzutage genug über Atmung und Atemübungen informieren kann. Beispielweise mit "The breahting gym" von Sam Pilafian und Patrick Sheridan.  Viel Spaß damit! ;-)




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*Zitat aus der Arbanschule: JEAN BAPTISTE ARBAN. VOLLSTÄNDIGE SCHULE FÜR TROMPETE KOMPLETT. FRIEDRICH HOFMEISTER MUSIKVERLAG. VORWORT. Seite VII.

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